Der Countdown läuft. Noch eine Minute. Die Kameras werden in Position gebracht, Schulleiter Daniel Besier tritt ins Rampenlicht, testet das Mikrofon. Noch 30 Sekunden. Letzte Anweisungen von der Regie, dann wird es still. Die Spannung knistert. Zehn Sekunden, fünf. Die TV-Show beginnt: „Ich begrüße Sie herzlich im Fernsehstudio der Friedrichschule“, spricht Daniel Besier ohne Aufregung in die Kamera. Alles fließt.

Das Studio ist in Wirklichkeit die Turnhalle, aber das sieht keiner. Denn sie hat sich verwandelt. Monitore, Kameras, Regietische, Mikrofone, weiße Vorhänge, eine Interview-Couch. Tatsächlich, ein TV-Studio in der Schule.

Außergewöhnlich? Nicht an der Friedrich-Realschule in Weinheim. Dort gehören digitales Arbeiten und Medienbildung zum täglichen Unterricht, zum Schulalltag wie das stündliche Läuten und die Hofpause. Die Schule hat schon mehrfach Preise gewonnen für die Umsetzung des Projektes „Arbeitswelt im Wandel“.

Die TV-Show, die am Donnerstag live vor Ort oder ausgestrahlt an einem Endgerät von überall her zu verfolgen war, war der Abschluss desSchuljahresprojekt der Neuntklässler im Jahr 2023. Bei „Arbeitswelt im Wandel“ arbeitet die Schule eng zusammen mit den Weinheimer Jugendmedien und der Stadt Weinheim; dort mit dem Übergangsmanagement Schule-Beruf. Die Friedrich-Realschule ist für ihre digitalen Bildungskonzepte im ganzen Land bekannt, wird als „best practice“ regelmäßig von Bildungspolitikern und -experten besucht. 

Rektor Besier berichtet in seiner Begrüßung, dass er selbst immer wieder begeistert war vom Engagement und der Zielstrebigkeit seiner Schülerinnen und Schüler. „Digitales macht auch Spaß“, freute er sich. Die Schule verfolge ein ganzheitliches Bildungskonzept, betonte er. Die Beschäftigung mit der Arbeitswelt im Wandel in einem digitalen Format, so Besier, vermittle Schlüsselqualifikationen für das spätere Arbeitsleben. Die Umsetzung mit einer TV-Show vermittle Kompetenzen in Medienproduktion und Journalismus, schule aber auch grundsätzlich die Fähigkeit, komplexe Themen zu verstehen und andererseits verständlich zu vermitteln. Kompetenzen, die in der Arbeitswelt gefragt sind, so der Rektor.

Besier und seine Neuntklässler wurden in den vergangenen Monaten von einem Projektteam unterstützt, das aus der Konrektorin Ulrike Reitz, den Klassenlehrerinnen Hannah Wimmer und Katja Zimmer, dem Referendar Ole Schwermann, dem Medienpädagogen Sven Holland und Dr. Susanne Felger vom kommunalen Übergangsmanagement bestand.

Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just wurde mit einer Video-Botschaft in die Show zugeschaltet. „Alles in unserer Arbeitswelt verändert sich enorm“, beschrieb er und nannte die Künstliche Intelligenz, die Automatisierung und Digitalisierung sowie die Globale Vernetzung als stärkste Trends. „Schülerinnen und Schüler stehen im Mittelpunkt dieses Wandels“, findet er. Er spornte die Jugendlichen an: „Fragt nach, mischt Euch ein, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik brauchen Eure Tatkraft.“ Denn es komme auf den Menschen an, ob sich der Wandel „produktiv, aber auch gerecht“ vollzieht.

Dann übernahmen die Schülerinnen Sophia, Melisa, Ashley und Natascha gekonnt die Moderation. Zuvor hatten die Klassen 9a und 9b, angeleitet von Projektteam, viel geschafft: Aufgeteilt in sieben Kleingruppen, hatten sie jeweils ein Thema bearbeitet: Sie warben dafür um Unternehmenspartner, führten vor Ort Gespräche, erkundeten betriebliche Abläufe und Arbeitsweltveränderungen und drehten Videos vor Ort in den Unternehmen.

An weiteren Projekttagen in der Schule wurden die Videos bearbeitet, Projektschritte reflektiert. Unterstützt von Job Central und der Berufsberatung der Agentur für Arbeit wurden Berufsbilder recherchiert und nicht zuletzt die große Abschluss-Show vorbereitet. Dazu arbeiteten die Schüler in verschiedenen Teams (Gesamtorganisation, Social Media, Moderation, Technik, Merchandising und Catering). Zum Abschluss kam alles in der großen TV-Show zusammen. Dort befragten die Moderatorinnen, im Wechsel mit den produzierten Videos, betriebliche Experten und weitere Fachleute in Interviews. Unternehmenspartner waren Sales People GmbH aus Mannheim, der dm-drogerie markt Weinheim, die Altindal Bau GmbH, das GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH, die Volksbank Kurpfalz, der Ali’s Store Weinheim sowie die Weinheimer Leder GmbH. Videos und Interview zeigten eindrücklich, wie sehr sich die Arbeitswelt im Betrieb und ganze Branchen derzeit durch KI und Digitalisierung verändern. Das bringt Herausforderungen, aber auch große Chancen mit sich, haben die Schüler*innen herausgefunden.

Fazit: Der Wandel ist schon da. Auch die Schüler der Friedrich Realschule Weinheim stehen mitten drin. Sie sind gut vorbereitet, offen dafür, was ihnen die „schöne neue Arbeitswelt“ bringen wird und bereit, ihre Chancen zu nutzen.

Mehr zum Projekt „Arbeitswelt im Wandel“ an der Friedrich Realschule mit Ergebnissen der Vorjahre auf: https://www.frsweinheim.de/index.php/projekte/arbeitswelt-im-wandel

Translate »